
Diesen Heimvorteil konnten sich die Stadtwerke auch mit ihrer „Wärmedrehscheibe“ – einem mehrjährigen Investitionsprojekt, bei dem zahlreiche Einzelmaßnahmen zur CO2-Reduzierung wie ein Zahnrad ineinandergreifen – erarbeiten. So haben sie mit dem Einsatz von Holzhackschnitzeln im Biomasse-Heizkraftwerk sowie dem Betreiben des Blockheizkraftwerkes mit Biogas in Erdgasqualität bereits seit 2009 den CO2-Ausstoß im Wärmesektor halbiert. Seit Herbst 2019 wird die Abwärme aus dem Hennigsdorfer Elektrostahlwerk zur Fernwärmeproduktion genutzt. Dafür entstand unter anderem das Heizwerk Nord II. 2020 neu hinzu gekommen ist der Netzpufferspeicher am Heizwerk-Zentrum, der permanent rund 1.000.000 Liter bis zu 95 Grad heißes Wasser vorhält, um Verbrauchsspitzen zu glätten. Und der zugleich die Nutzung von regenerativem Überschuss-Strom zur Wärmeerzeugung vorsieht. Auch die Energie der Sonne wird bereits großflächig genutzt und weiter ausgebaut. 2021 investieren die Stadtwerke unter anderem in eine 3.000 Quadratmeter große Solarthermieanlage sowie in einen weiteren, 18.600 Kubikmeter großen Warmwasserspeicher.
„Die Wärmedrehscheibe zielt darauf ab, Hennigsdorf zukünftig bis zu 80 Prozent regenerativ zu versorgen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Schneider. Auch von außen wird mit Respekt auf die Hennigsdorfer Fernwärmeversorgung geschaut: „Was die Hennigsdorfer umsetzen, ist ein Leuchtturmprojekt für Deutschland,“ sagt Magdalena Berberich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Solites, einem Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme im Steinbeis-Unternehmensverbund. Die Ingenieurin für nachhaltige Energiewirtschaft und -technik ist überzeugt davon, dass sich „viele andere Stadtwerke die Wärmedrehscheibe als Vorbild nehmen können, um ihre Wärmeversorgung zukunftssicher zu machen“.