co2neutralWeniger CO2 zum Schutz von Klima und Umwelt – so lautet das dringende Gebot der Stunde. Seit Jahresbeginn 2021 bittet die Bundesregierung all jene zur Kasse, die in den Bereichen Wärme und Verkehr durch die Verbrennung fossiler Energieträger CO2-Emissionen verursachen. Heißt: Unternehmen, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel auf den Markt bringen, müssen dafür entsprechende Emissionsrechte erwerben. Damit ist CO2 sozusagen kostenpflichtig geworden, der CO2-Preis Teil des Klimaschutzprogrammes 2030 der Bundesregierung. Das Ziel: Die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 (im Vergleich zu 1990) um 55 Prozent zu reduzieren. Das dazu verabschiedete Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) hat auch Einfluss auf die Fernwärmepreise. Konkret: Wer Fernwärme auf Basis von Erdgas oder Heizöl erzeugt, zahlt pro Tonne CO2 eine Steuer von 25 Euro. Dieser Preis steigt in jährlichen Raten auf bis zu 55 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2025. Bei Fernwärme kommt es also darauf an, wie sie produziert wird. Je höher dabei der Anteil erneuerbarer Energien, desto geringer die CO2-Abgabe. Hier zahlt sich aus, dass Hennigsdorfer Fernwärme schon jetzt zu großen Teilen aus erneuerbaren Energien und CO2-neutral erzeugt wird: aus Biomasse (Holzhackschnitzeln & Biomethan), ausgekoppelter Abwärme aus dem hiesigen Stahlwerk und Solarthermie. Lediglich für den noch verbleibenden Anteil fossiler Brennstoffe, hier vor allem Erdgas (abhängig von der Fahrweise bis zu 30 Prozent am zur Fernwärmeproduktion eingesetzten Energiemix), fällt ein CO2-Preis an. Hennigsdorfer Fernwärmekunden sind hier also deutlich im Vorteil. Das zeigt auch der Blick auf den bundesdeutschen Durchschnitt, wo der Einsatz erneuerbarer Energien zur Fernwärmeproduktion derzeit bei gerade 14 Prozent liegt.

Diesen Heimvorteil konnten sich die Stadtwerke auch mit ihrer „Wärmedrehscheibe“ – einem mehrjährigen Investitionsprojekt, bei dem zahlreiche Einzelmaßnahmen zur CO2-Reduzierung wie ein Zahnrad ineinandergreifen – erarbeiten. So haben sie mit dem Einsatz von Holzhackschnitzeln im Biomasse-Heizkraftwerk sowie dem Betreiben des Blockheizkraftwerkes mit Biogas in Erdgasqualität bereits seit 2009 den CO2-Ausstoß im Wärmesektor halbiert. Seit Herbst 2019 wird die Abwärme aus dem Hennigsdorfer Elektrostahlwerk zur Fernwärmeproduktion genutzt. Dafür entstand unter anderem das Heizwerk Nord II. 2020 neu hinzu gekommen ist der Netzpufferspeicher am Heizwerk-Zentrum, der permanent rund 1.000.000 Liter bis zu 95 Grad heißes Wasser vorhält, um Verbrauchsspitzen zu glätten. Und der zugleich die Nutzung von regenerativem Überschuss-Strom zur Wärmeerzeugung vorsieht. Auch die Energie der Sonne wird bereits großflächig genutzt und weiter ausgebaut. 2021 investieren die Stadtwerke unter anderem in eine 3.000 Quadratmeter große Solarthermieanlage sowie in einen weiteren, 18.600 Kubikmeter großen Warmwasserspeicher.

„Die Wärmedrehscheibe zielt darauf ab, Hennigsdorf zukünftig bis zu 80 Prozent regenerativ zu versorgen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Schneider. Auch von außen wird mit Respekt auf die Hennigsdorfer Fernwärmeversorgung geschaut: „Was die Hennigsdorfer umsetzen, ist ein Leuchtturmprojekt für Deutschland,“ sagt Magdalena Berberich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Solites, einem Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme im Steinbeis-Unternehmensverbund. Die Ingenieurin für nachhaltige Energiewirtschaft und -technik ist überzeugt davon, dass sich „viele andere Stadtwerke die Wärmedrehscheibe als Vorbild nehmen können, um ihre Wärmeversorgung zukunftssicher zu machen“.